Kärnten Beitrag

16. Mai 2018

Friedrich Zauchenberger
Friedrich Zauchenberger

Mein schönstes Geburtstagsgeschenk

Friedrich Zauchenberger, Villach

Eine langwierige Krankengeschichte mit mehrmaligen Magenoperationen und Dünndarmresektionen mit Fistelbildung, und einer seltenen schwer zu heilenden Leberentzündung, die mit starken Medikamenten behandelt werde musste (massive Dosen von Cortison sowie eine „Trockenchemo“), versuchte man die Entzündung zu stoppen. Die Leber erholte sich langsam aber meine Nieren fingen an zu streiken. Die Nierenleistung war dann schon so gering das ich anfangs 4x/Woche zur Dialyse musste. Nach den Dialysen war ich zwar immer sehr müde aber trotzdem verliefen sie soweit ohne Komplikationen. Was für mich ein größeres Problem darstellte, das ich wegen 3-4x pro Woche immer von 11.30 – 18.00 Dialysezeit, den Ablauf Zuhause immer schwerer nachvollziehen konnte.

Meine Frau und Ich führten eine Landwirtschaft mit Direktvermarktung von Gemüse an den Wochenmärkten sowie mit Mutterkuh-Haltung, Schweinen und Hühnern. Es war sehr schwer den Überblick zu behalten und Aufgrund meiner Erkrankung sollte ich ja die Stallungen (Infektionsgefahr) meiden. Aus diesem Grund gab ich auch meine kleine Hasenzucht auf.

Mein Sohn betreibt jetzt mit seiner Frau und den beiden Kindern die Landwirtschaft im Vollerwerb. Hingegen meine Frau und Ich unterstützen sie aber wo es geht und wie wir es können. Nun, was ich sagen will ist – mir fehlten die gemeinsamen Essenzeiten, sowie auch der Nachmittagskaffee währenddessen die ganze Planung von der nächsten Zeit besprochen wurde. Dies war auch ein kommunikativer Treff von Freunden und Kunden. Aufgrund der Dialyse fehlte mir viel Zeit mit meiner Familie und so beschloss ich:
“Ich muss was ändern!“
Ich besprach mich mit meiner Vertrauensärztin OA Irina Holzinger und wir fertigten einen Plan an der mich so schnell als möglich auf die Nierenempfängerliste setzen sollte.

In der Vorbereitungszeit feierte zufällig die „NIERE KÄRNTEN“ ihr 40ig-jähriges Bestehen (3.9.2017) mit einem Fest. Meine Frau und Ich haben dort sehr viel Interessantes erfahren und als aufmerksame Zuhörer lernten wir auch viel betroffene Leute kennen. Darunter einen Herrn aus Spittal/Drau der schon seit 28 Jahren problemlos und mit nur ein paar Einschränkungen (Diät und 2-3 Tbl/Tag) glücklich nach einer NTX (Nierentransplantation) lebt. Er kann nun wieder wandern, schwimmen, laufen und war die Zeit bis zu seiner Pensionierung in seinem Beruf tätig. Dies hat mich so überzeugt das ich meine letzten Zweifel wegen der Operation verlor.

Meine Vertrauensärztin und ich bemühten uns so schnell als möglich alle Untersuchungen (ca.25) und Schutzimpfungen die man führ eine NTX braucht zu organisieren und durchzuführen. Am 11.1.2018 war vorerst mein letzter Termin an der UniKlinik Graz geplant, der das Aufklärungsgespräch der Narkose und OP sowie die Info über eine mögliche Abstoßung und das weitere Procedere beinhaltete. Meine Befunde passten alle und so wurde ich auf die Empfängerliste gesetzt. Am 5.3.2018 war ich erneut zur Dialyse in meinem Krankenhaus. Bei der Visite sprach mich meine Vertrauensärztin auf mein Geburtsdatum (6.3.) an – was ich mir wünschte bzw. wie ich ihn feiern würde.
“Ich feiere mit einem kleinen Glas Weißwein, etwas Gutes zum Essen mit anschließendem Kaffee und Torte. Und natürlich mein größter Wunsch ist es „bald eine funktionierende Niere zu erhalten!“ entgegnete ich. Die Ärztin antwortete hoffnungsvoll: “Das kriegen wir gemeinsam hin!“

Wer glaubts, dachte ich mir. Ich fuhr nach Hause, feierte meinen Geburtstag und träumte in der Nacht wirklich eine neue Niere erhalten zu haben. Wobei ich sagen muss, dass ich sehr selten träume! Am 7.3.2018 erhielt ich erneut meine Dialyse und Frau Dr. Holzinger fragte mich während der Visite wie ich denn meinen Geburtstag gefeiert hätte? Ich bestätigte die schöne Feier aber auch das mich alles sehr müde gemacht hätte. Scherzhaft sagte ich noch: “Aber keiner der Gratulanten hat eine neue Niere mitgebracht!“

Während Dr. Holzinger lächelnd zum nächstem Bett weiterging flüsterte sie noch, sie werde schon für eine Niere sorgen – aber sie wisse nicht den Zeitpunkt. Nach ca. 1 Stunde kam sie aufgeregt zu meinem Bett zurück und während sie die Blutwäsche stoppte, informierte sie mich über die neue Niere, die in Graz auf mich wartete. In 2 Stunden sollte ich dort sein. Ich war geschockt vor Freude und mit Freudentränen bestätigte ich telefonisch an Prof. Rosenkranz aus Graz nochmals mein Einverständnis zur NTX.

Zuhause waren auch alle sehr aufgeregt und meine Frau brachte mir meine vorbereitete Tasche ins Krankenhaus. Schnell noch Glückwünsche und ein Glücksbusserl von ihr und die Rettung fuhr schon los. Das Rennen mit der Zeit begann. Mit Blaulicht und Horn und bis zu 170km/h war ich dann innerhalb von 1h 35min schweißgebadet in der Uniklinik Graz. Dort angekommen durchlief ich noch sämtliche Vorbereitungen (eine Desinfektionsdusche, nochmalige Blutabnahmen und weitere Untersuchungen…).

Die Operation dauerte von 23 Uhr bis 3.30 Uhr. Als ich munter wurde befand ich mich schon im Zimmer auf der Transplantstation. Es lief alles nach Plan, trotzdem konnte ich es noch nicht glauben. Erst als ich einen Blick unter meine Decke riskierte und den Verband mit den 4 Ableitungen (Drainagen) sah konnte ich es langsam realisieren. Nach 1 Woche wurde ich von der Transplant auf die Nephrologie überstellt. Meine mir zugedachte Niere war schon ca. 22h unterwegs gewesen und so benötigte ich nach der NTX noch 2 Dialysen. Innerhalb 1 weiteren Woche hatte ich keine Schmerzen und gute Werte sodass ich die Heimfahrt antreten durfte.

Jeder der mich gesehen hatte, konnte es kaum glauben wie fit und glücklich ich war.
UND ICH AUCH NICHT SO RECHT!
Am 8.4.2018 ist es schon 1 Monat her und es hat kein nennenswertes Problem seitdem gegeben. Mir geht es gut, sodass ich vorsichtig versucht habe meinen Sohn während der Osterzeit in der Landwirtschaft zu unterstützen. Das hat mir sehr gut getan. Ich achte sehr auf meine Hygiene mit Mundschutz und meide vorerst noch Menschenansammlungen. In suspekten Situationen wechsle ich auch öfters das Gewand am Tag.

Aber-aber-aber: Ich habe 7 schwere OPs überstanden und etliche kleinere OPs. Ich würde mich sofort wieder für eine NTX entscheiden. Wenn man eine positive Einstellung zu allem hat und man sagt sich, es wird schon gut gehen, dann geht es auch gut. Es ist wichtig keine Angst zu haben und sich mit Betroffenen über positive sowie auch negative Erfahrungen ehrlich auszutauschen. Die NTX ist heutzutage in gewissen Krankenhäusern schon fast ein Routineeingriff. Die Erfahrungen der Transplantationschirurgie und die Forschung macht es möglich das auch die Medikamente immer besser vertragen und exakter dosiert werden können. Wenn Sie Zweifel haben, rate ich ihnen, informieren sie sich bitte bei der Selbsthilfegruppe “Niere Kärnten“ oder auch in der Zeitschrift „Waschrumpl“.

Aber das Wichtigste: Reden sie mit dem Arzt ihres Vertrauens, denn jeder Tag zählt! Abschließend bedanke ich mich bei allen die mich auf meinem Weg bis jetzt begleitet und unterstützt haben. Besonders an Prof. Prim. Sabine Horn und meine Vertrauensärztin sowie dem ganzen Ärzte- und Pflegeteam (+Schülern), Reinigungspersonal, Personalbüro, Service und Technik. Sollte ich jemanden vergessen haben, auch Ihnen gilt neben meiner Familie „DANK“ für Ihre mit einem Lächeln versehende Unterstützung, Hilfsbereitschaft und Genesungswünsche.

Da ich weiß, dass die Waschrumpl auch in der UniKlinik Graz aufliegt, möchte ich nochmals dem Team der Station Transplant und Nephrologie meinen tiefsten Dank aussprechen.

Mein Wunsch an Euch alle ist: Viel Gesundheit und bleibt trotz Stress weiterhin so freundlich und hilfsbereit. Eure positive Freude am Beruf hat mir in der Zeit bei Euch (7.3.2018-23.3.2018) sehr gutgetan!

Ihr ehemaliger Patient,
Friedrich Zaucherberger aus Villach